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Wie KI uns über die Grenzen der Stellenanzeige hinausführt

Die Arbeitswelt erfährt durch Künstliche Intelligenz einen grundlegenden Wandel. Kein Bereich bleibt davon unberührt. Chatbots betreuen Kunden, Textroboter wie ChatGPT und Bard oder Bildgeneratoren wie Stable Diffusion unterstützen beim Marketing und KI-basierte Systeme sagen voraus, wann Wartungsarbeiten in der Fertigung anstehen.

Dennoch gibt es Bereiche, die diese neuen Möglichkeiten nicht begrüßen, einschließlich der Personalabteilungen. Zahlreiche Firmen setzen nach wie vor auf Stellenanzeigen als Recruiting-Kanal – ein Ansatz, der veraltet, unpräzise und unflexibel ist. Potenzielle Kandidat:innen fühlen sich von den generischen, stereotypen Beschreibungen nicht angesprochen. Essentielle Faktoren wie Skills und die kulturelle Passung werden oft ignoriert, was unvermeidlich zu einer Diskrepanz zwischen Unternehmen und Neueinstellungen führt – mit unangenehmen und kostspieligen Konsequenzen.

Stellenanzeigen sind aber nicht nur für das Recruiting ungeeignet. Sie geben auch Aufschluss über veraltete Strukturen in Unternehmen, die für diese zunehmend zum großen Hindernis werden. Das Arbeiten in klar abgegrenzten Stellen zum Beispiel. Einmal definiert, bleiben sie oft lange Zeit unverändert. Aufgaben, die nicht in bestehende Stellenprofile passen, werden so übersehen oder zwischen den Abteilungen hin- und hergeschoben, weil sich niemand zuständig fühlt. Darüber hinaus werden neue Aufgabenbereiche, wie sie durch den fortschreitenden technologischen Wandel in immer kürzeren Abständen notwendig werden, oft vernachlässigt, wenn es für sie keine vorgefertigte Stelle gibt. In solchen Szenarien verpasst die Organisation wichtige Mitgestaltungs- und Innovationsmöglichkeiten und stagniert.

Die fortschreitende Digitalisierung hat bereits viele Unternehmen zum Umdenken und Handeln gezwungen. Künstliche Intelligenz potenziert diese Notwendigkeit. Sie transformiert Aufgaben, Prozesse und gesamte Arbeitsbereiche in nie dagewesener Weise. Was bedeutet das fürs Recruiting? Was ersetzt Stellen und Stellenanzeigen in Zukunft?

Rolle schlägt Stelle:

Die Einführung von Rollen (oder: Verantwortungsbereichen) kann ein maßgeblicher Treiber für organisatorische Veränderung sein. Verkrustete Machtstrukturen, die kompetenten Mitarbeiter:innen schnelle Entscheidungen erschweren, können durch eine rollenbasierte Herangehensweise überwunden werden. Insbesondere große Organisationen können sich so von einem “behäbigen Koloss” zu einem agilen Organismus wandeln.

Skills statt Stationen:

Neu entstehende Rollen, wie zum Beispiel die „Human-Robot-Relationship-Managerin“, zeigen es. Hier sind neben technologischen Fähigkeiten besonders Anpassungsfähigkeit und Lernbereitschaft gefragt. Vorherige Stationen gibt es für diese Rolle nicht; sie sind daher nicht im Lebenslauf darstellbar. Die benötigten Skills lassen sich mit einer Art “Skill Map” oder mit einfach bedienbaren digitalen Analyse-Tools viel besser vermitteln.

Auf “No-Regret-Moves” setzen:

Dazu gehört, Menschen einzustellen, die die Werte des Unternehmens teilen. Der Cultural Fit wird zum entscheidenden Faktor im Recruiting und bei der Mitarbeiterbindung. Nachweislich sind die Top-5-Zufriedenheitsfaktoren bei Mitarbeitenden wertebasiert. Dazu gehört auch die Möglichkeit, im Job zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Career Crafting und interne Talentmobilität müssen daher zu festen Bestandteilen der Recruiting-Strategie werden. Unternehmen, die individuelle Entwicklungswege ermöglichen, profitieren von einer geringeren Fluktuation und einer stärkeren Arbeitgebermarke, was wiederum neue Talente anzieht.

Employer Branding stärken:

Wie ein Unternehmen sich nach außen präsentiert, auf welchen Kanälen es kommuniziert und was ehemalige Bewerbende über das Unternehmen sagen, ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Recruiting. Gerade mit Blick auf den sogenannten “passiven Bewerbermarkt” kann ein zeitgemäßer Auftritt und eine Kommunikation auf Augenhöhe Talente auf das Unternehmen aufmerksam machen.

Auswahlprozesse nachvollziehbar gestalten:

Der Mangel an Bewerbungen etwa von Frauen oder Nicht-Muttersprachler:innen resultiert meist nicht aus einem Mangel an Selbstvertrauen, sondern aus der Undurchsichtigkeit des Auswahlprozesses. Sogar HR-Mitarbeitende selbst wissen, dass die in einer Stellenanzeige formulierten Anforderungen oft unrealistisch sind und erwarten nicht, dass Bewerbende diese zu hundert Prozent erfüllen. Potenzielle Bewerber:innen, die das nicht wissen, bewerben sich dennoch nicht. Um mehr Diversität zu fördern, ist eine Abkehr von traditionellen Stellenanzeigen daher unerlässlich. Mit der Weiterentwicklung von KI entstehen neue Methoden für ein zeitgemäßes Recruiting. Sie ermöglichen es Menschen auf Jobsuche, sich niedrigschwellig bei den Unternehmen zu bewerben, die wirklich zu ihnen passen.

Fazit:

Mit diesen fünf Schritten bewegen sich Unternehmen nicht nur in Richtung zukunftssicherer Personalentwicklung, sondern fördern auch eine dynamische und anpassungsfähige Unternehmenskultur, die im Einklang mit den Werten und Zielen der Mitarbeitenden steht. Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz wird ein Paradigmenwechsel im Recruiting nicht nur dringlicher, sondern dank KI auch möglich – weg von der traditionellen Stellenanzeige, hin zu Methoden, die Werte und Kompetenzen in den Mittelpunkt stellen. So schaffen Unternehmen beste Voraussetzungen, um in der sich rasant wandelnden Arbeitswelt erfolgreich zu sein.